
Die 70. Deutschen Senioren-Tennismeisterschaften (DSM) sind gelaufen. Die neuen Deutschen Meister in den „Königsklassen“, Frauen- und Männer-Konkurrenzen 40 und 45, stehen fest. Im Endspiel der Männer 40 stellte der an zwei gesetzte Thomas Burgemeister (TC BW Bad Ems) am Sonntagnachmittag nach gut zweieinhalb Stunden Spielzeit gegen Andreas Thivessen (TC Grün-Weiß Frohlinde) die Weichen auf Sieg (7:5, 6:4). Mehr als 400 Zuschauer auf dem Center-Court im Lenné-Park der Kurstadt sahen eine über weite Strecken ausgeglichene Partie.
Gleich der erste Satz war eine Kostprobe von spektakulärem Tennis auf Hochgeschwindigkeitstempo. Weder Burgemeister noch der bei der DSM an eins gesetzte Thivessen erlaubten ihrem Gegenüber zunächst nur wenige, leichte Punktgewinne. Im zehnten Spiel erlaubte sich Burgemeister dann aber eine Reihe von Doppelfehlern. Und Thivessen? Der lebte beim Stande von 4:5 vom beim Aufschlag schwächelnden Burgemeister, er konnte zum 5:5 ausgleichen, gefolgt aber von seinem ebenso schwachen Service. Das 7:5 für Burgemeister in Durchgang eins war die logische Konsequenz. Rund eineinhalb Stunden hatte das zähe Ringen um den Satzgewinn gedauert.

Im zweiten Satz besaßen wieder beide Spieler hinreichend Möglichkeiten, auf die Erfolgsspur einzubiegen, wobei Burgemeister schlussendlich von den nun etwas schwächer werdenden Aufschlagspielen von Thivessen profitierte. Gleich im ersten Spiel erlaubte er sich etliche unerzwungene Fehler und kassiert das frühe Break zum 0:1. Nach einem grandios gesetzten Stoppball des Bad Emsers war Thivessen in dieser Szene vergeblich ans Netz gesprintet. Unterdessen setzte das Spiel im fünften Spiel des zweiten Satzes eine kuriose Szene obendrauf. Thivessens lag in diesem Moment bei Aufschlag Burgemeister im Vorteil. Nach seinem krachenden Return düste die gelbe Filzkugel aber nicht zum anvisierten Zielpunkt, sondern tanzte eine gefühlte Ewigkeit lang auf der Netzkante herum, um dann lautmalend mit einem dumpfen Plumps zum 5:3 für Burgemeister auf der Asche zu landen. Die Stimme Thivessens sprach anschließend Bände: „War ja nicht so ein wirklich wichtiger Ball für mich“, meinte die Nummer zwei des deutschen Seniorentennis. Damit nicht genug: Einfach nur dumm gelaufen für den Mann vom TC Frohlinde, der nach dem folgenden Ballwechsel die die Beherrschung verlor. Wütend warf er den Schläger von sich, – das Racket prallte aufs Spielfeld und sprang zu allem Überfluss über die Umzäunung. Die Tennis-Rüpelei blieb zum Glück für die Zuschauerränge ohne Folgen.

Das war’s jedoch noch nicht: Denn in dieser Szene verletzte sich Thivessen an der Wade. Der Physiotherapeut musste aufs Feld, um ihn zu bandagieren. Im zehnten Spiel fiel Thivessens ins Aufschlagloch – indes stabilisierte sich Burgemeister mehr und mehr. Mit einem Vorhandkracher gelang ihm das Break zum 5:4. In der Folge wogte das Match nur kurze Zeit hin und her. Die Entscheidungsphase um die Krone sorgt dann allemal auf den Rängen für Gänsehautatmosphäre. Denn Thivessen stemmte sich noch einmal mit aller Macht gegen die drohende Niederlage. Unterdessen blieb Burgemeister unbeeindruckt und verwandelte seinen Matchball zum 6:4.
In einem hochklassigen und überaus spannenden Match setzte sich im Endspiel der Damen 40 Katarina Rath (RTHC Bayer Leverkusen) gegen Monika Keller (TC Schwäbisch Hall) in drei Sätzen (4:6, 6:2, 6:3) durch. Das Finale entwickelte sich schnell zum Tennis-Krimi auf hohem Niveau. Mal war es Rath, die die Akzente in den langen Rallyes setzte, bevor dann urplötzlich wieder Monika Keller dominierte. Zwischenzeitlich zeigten die beiden in ihren Aufschlagspielen Nerven, während sie als Rückschlägerin dann wieder bestes Tennis boten.

Nur scheinbar lief zunächst alles nach Plan für Monika Keller, die Nummer eins der Deutschen Rangliste. Sie siegte aber nur im ersten Satz – und das schon gar nicht im Schnelldurchgang mit 6:4. Katarina Rath fing sich – sehr zum Gefallen der rund 200 Zuschauer, die einen zweiten Satz erlebten, der sich zur einseitigen Angelegenheit entwickelte. Rath spielte hier entweder mit Slice hauchdünn über die Netzkante oder zog einfach schnörkellos wie kraftvoll zugleich zum Satzgewinn (6:2) durch. Es war dann mehr und mehr Katarina Rath, die im dritten Satz mit Spin und hart geschlagener Rück- und Vorhand ihrer Kontrahentin Keller Probleme bereitete und sie zu Fehlern zwang. Derweil fand Keller auf der anderen Seite nicht wieder zurück ins Spiel. Allemal agierte wesentlich schlagsicherer, traf nun seinerseits die Ecken, bevor die Frau vom RTHC Bayer Leverkusen zum 5:3 den Weg zum Titelgewinn freimachte. Ihren ersten Matchball versemmelte Katarina Rath noch bei eigenem Aufschlag mit einem Doppelfehler. Im alles entscheidenden Moment schaltete Katarina Rath beim zweiten Matchball einen Powergang nach oben und ließ Monika Keller ins Leere laufen.