Titeljagd bei der DSM

Matchgewinn für Roman Garzorz (TC Remagen, rechts)


Der Nervenkitzel bei den 70. Tennismeisterschaften der Senioren (DSM) auf roter Asche im Kaiser-Wilhelm- und im Lenné-Park in Bad Neuenahr hat Hochkonjunktur. Auch sportlich hob sich die erste Woche der „Deutschen“ von den Vorgängermodellen ab. Gut 300 Matches sind bislang bei den „Classics“ gespielt. 16 als Top, Mit- oder Geheimfavoriten gehandelt Spieler setzten sich bislang die Krone auf.

Das Zwischenfazit des Turniers, das bislang mehrere Tausend Zuschauer besuchten, fällt dann auch ausgesprochen positiv aus. Durch die Bank war die Qualität der Matches bei den alten Semestern und den durchtrainierten jüngeren Männern und Frauen durchweg gut – und damit sehenswert.

Susi Fortun (TC Leonberg)

Der Reihe nach: Am Sonntag standen unter anderem der Steigenberger Hotel Bad Neuenahr Cup und der Dr. Jutta Kurtenbach Cup auf der DSM-Agenda. In einem hochklassigen und überaus spannenden Match am Sonntag setzte sich im Endspiel der Männer (Altersklasse 50) Roman Garzorz (TC Remagen) gegen Jörg Suchard (TuS Moitzfeld) in zwei Sätzen (7:6, 6:1) durch. Das Finale um den Dr. Jutta Kurtenbach Cup entwickelte sich von Beginn an zu einem wahren Tennis-Krimi auf sehr hohem Niveau. Mal war es Garzorz, der die Akzente in den langen Rallyes setzte, bevor dann wieder Suchard dominierte. Zwischenzeitlich zeigten die beiden in ihren Aufschlagspielen Nerven, während sie als Rückschläger dann wieder bestes Tennis boten. Im Tiebreak des ersten Satzes versetzte Roman Garzorz seinen Konkurrenten beim 7:6 einen Wirkungstreffer.

Im zweiten Satz wendete sich dann das Geschehen um rund 180 Grad. Nun war Garzorz klar tonangebend. Der Remagener pumpte Suchard mit Stopps förmlich aus, und gegen die richtig effektive gespielten Slice-Bälle von Garzorz hatte der Moitzfelder Suchard nicht wirklich eine gute Antwort parat. Im zweiten Satz erwischte Suchard einen etwas schwächeren Start. Zuerst kassierte er das Break zum 1:2. Garzorz blieb am Drücker und zog auf 5:1 davon. Für den Remagener Garzorz verlief jetzt fast alles nach Plan. Er ließ sich auch durch drei vergebene Matchbälle nicht beirren. Die Entscheidung: Garzorz spielte mit Slice hauchdünn über die Netzkante und folglich lang bis an die Grundlinie. Schnörkellos zog er im nächsten Moment durch und jagte die Filzkugel beim vierten Matchball zum Titelgewinn auf die Asche.

Susi Fortun (TC Leonberg) und Sonja Vogt (Tennisclub Bredeney)

Emotion pur: Roman Garzorz ließ sich nach dem verwandelten Matchball in den roten Sand von Bad Neuenahr fallen und schlug die Hände fast ungläubig vors Gesicht. Dann ging‘s in „seine Box“ zur Familie und Freunden. „Ein Traum von mir ist heute in Erfüllung gegangen. Ich wollte irgendwann einmal deutscher Meister werden, heute habe ich es geschafft, das nimmt mir keiner mehr weg“, meinte Garzorz im Freudentaumel. Im ersten Satz stand das Spiel wahrlich auf Messers Schneide, analysierte Garzorz: „Ich lag zweimal mit einem Break zurück. Im zweiten Satz habe ich dann gemerkt, dass mein Gegner müde wurde. Meine Stopps und langen Bälle waren zu dem Zeitpunkt genau richtig, um ihn mürbe zu machen. Ein nach dem 4:1 hatte ich das Gefühl, das Spiel verlierst du nicht mehr.“

Im Endspiel Frauen 50 stellte die Susi Fortun (TC Leonberg) ihre Ausnahmestellung in der Altersklasse unter Beweis. Im Schnelldurchgang und in zwei Sätzen dominierte die Leonbergerin gegen Sonja Vogt (Tennisclub Bredeney) beim Steigenberger Cup klar in zwei Sätzen mit 6:0 und 6:1. Fortun hatte am Sonntag klar den besseren Lauf – und zeigte auch die besseren und präziseren und kraftvoll vorgetragenen Schläge Longline. „Das Spiel war kein leichtes für mich. Aber ich habe heute im Finale einfach nur wahnsinnig gut gespielt“, brachte es Susi Fortun (TC Leonberg) auf den Punkt: „Meine druckvolle Vorhand war mal wieder der Schlüssel zum Erfolg“, freute sich Fortun über den Titelgewinn.

Ein Paradebeispiel für bestes Seniorentennis bot allerdings das Endspiel der Männerklasse 55 – hier ging’s um um den Cup des Sportbundes. Im Match auf Platz zwei im Lennépark boten Marc Pradel (Ratinger Tennisclub) und Martin Lippert (Gladbacher HTC), hier ging’s um den Cup des Sportbundes, absolut kein leichtes Ballgeschiebe.

Siegerehrung der Herren 55 mit Sieger Marc Pradel (Ratinger TC)

Lange Zeit jagten sich Pradel und Lippert mit besten Schlägen und platziert gespielten Bällen. Am Ende machte Marc Pradel Zwei-Satz-Sieg (6:2, 6:3). Zuvor herrschte allerdings Spannung pur auf dem Platz. Im zweiten Satz kämpfte sich Lippert nach einem 0:4-Vorteil für Pradel ins Match zurück. Beide Finalisten boten dabei bestes Tennis: lange Ballwechsel, schöne Stopps, schöne Volleys – Szenenapplaus von den Rängen. Pradel lag bereits mit einem scheinbar sicheren 4:0 vorn, bevor er dann doch Nerven zeigte. Völlig überraschend konnte Lippert bis zum 4:3 wieder aufholen. Dann riss bei ihm wieder der Faden. Mit einem Doppelfehler brachte er Pradel mit 5:3 wieder in Front. Pragel sagte danke und verwandelte den ersten Matchball sicher zum 6:3-Sieg.

„Das war echt ein schweres Brot für mich. Im ersten Satz habe ich aggressiver gespielt, und im zweiten Satz habe ich ganz einfach auch bisschen Glück gehabt“, sagt Marc Pradel (Ratinger Tennisclub) nach dem 6:2 und 6:3 gegen Martin Lippert (Gladbacher HTC).

Für Barbara Seeger (TC RW Giessen) reichte bereits ein gewonnener Satz gegen Nicole Liedtke (Kahlenberger HTC) zum Titelgewinn bei den Damen 55. Im Finale um den Cup der Tennisverbände musste Nicole Liedtke noch vor dem alles entscheidenden Match-Tie-Break aufgeben. Der Spielstand beim Abbruch: 2:6, 6:2 aus der Sicht von Barbara Seeger.

HTC, Horst Bach

Nach oben